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Sonntag, 16. Februar 2014

Sikkim: Verlorene Schätze



Für die 63 Kilometer veranschlagte unser Guide 3 ½ Stunden. Mit Zwischenstop am Kloster waren wir 7 Stunden unterwegs, und wir haben nicht so lange für das Meditieren gebraucht. Die ersten 20 Kilometer fuhren wir in engen Serpentinen auf 500 m hinab. Dort, wo der Teesta die natürliche Grenze zwischen Darjeeling und Sikkim ist, beginnt das ehemalige Königreich von Sikkim.



Das ehemalige Königreich Sikkim grenzt im Norden an China undTibet, im Westen an Nepal, im Süden an Indien und im Osten an das Königreich Bhutan. Sikkim umfasst nur eine Fläche von 7.096 km² mit gut 600.000 Einwohnern. Es gilt seit dem Anschluss an Indien 1975 als ein Land im Land. Er soll von unvergleichlicher Schönheit sein, denn die Ausblicke auf den nahen Himalaya mit den vielen weißen Tempeln mit den bunt flatternden Gebetsfahnen vor dem teifen Blau des Himmels sollen unbeschreiblich schön sein.

Leider präsentierte sich uns dieser Teil der Reise als ein regnerisch Grau verhangener kalter Landstrich. Die Farben verblaßten, die Konturen verwischten und die Kälte kroch in unseren Hosenbeinen hoch.

In alten Zeiten zerfiel der Himalaya-Raum in viele kleine Königreiche und Fürstentümer im Schnittpunkt der mächtigen Grossreiche Indien und Tibet, mit ihren uralten hinduistischen beziehungsweise buddhistischen Kulturen. Im Westen kommt ein starker islamischer Einfluss dazu, während im Osten die animistischen Stammeskulturen Südwestchinas vorherrschen. Bis weit in das 20. Jahrhundert waren Sikkims Einwohner bis auf den reisenden König von äußeren Einflüssen abgeschirmt. Die Lehre von bösen Geistern und eine animistische Religion konnten sich lange halten.

Es lebten aber auch alte Traditionen, Handwerk und Lebensweise weiter. Die geografische Lage sorgte aber auch für eine einzigartige Mixtur an Baustilen, Traditionen, Lebensweisen und Künsten, die sich sonst nirgendwo auf der Welt findet. Die Vielfalt ist für Sikkim einzigartig.
 
Wir nähern uns Gangtok von der gegenüberliegenden Talseite. Sofort fällt die Zweiteilung auf. Auf der einen Seite klebt Gangtok mit seinen hohen Häusern am Hang, auf der anderen Seite erstreckt sich das landwirtschaftliche Leben mit sanft gewundenen Reisterrassen, Kardamom, Ingwer, Orangen, Apfelbäumen, Tee und Orchideen. DAb 2015 soll die Wirtschaft auf organisch biologischen Anbau umgestellt werden.  


Kulturen, Religionen, Traditionen und Brauchtum haben in Sikkim eine sehr große Bedeutung. Mystisch anmutend sind die Tänzer mit dämonischen Masken, begleitet von Trommeln, Trompeten und Tuben. Die Gemeinden bestehen aus den Lepchas, den Bhutias und den Nepalesen. Die Lepchas sind die Ureinwohner Sikkims. Die Menschen in Sikkim gelten als einfach, warmherzig, freundlich und sie haben eine besondere Heiterkeit. Dem Fremden erscheinen sie distanziert, fast devot, ruhig und zurückhaltend. Es wäre Teil der traditionellen Erziehung, besonders der weiter abgelegenen Stämme, dass sie früher dem König gehorchen mußten und niemals gelernt hätten, für ihre Meinung einzustehen. Ganz anders dagegen die Menschen in Darjeeling,
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Gangtok ist die Hauptstadt Sikkims. Es liegt recht exponiert auf einem 1800 m hohen Berghang. Vom höchsten Punkt überschaut der kleine Palast und das Haus des ehemaligen Gouverneurs die Stadt. Dicht drängen stch 4 bis 6-stöckige Häuser aneinander. Der Baustil ähnelt tibetanischen Vorgaben. Es überwiegt die Farbe Grün. Die Straßen sind sauberer, aber staubig, das Verkehrsaufkommen enorm und überall lodern wieder wilde Feuer, an denen sich die Menschen aufwärmen. Es ist, wie wir erfahren, die einzige Heizung, denn Häuser mit Zentralheizung sind noch Zukunftsmodelle. Dementsprechend stinkt es allerorten nach verbranntem Diesel und Holz.




Was gibt es über Gangtok zu berichten? 1716 entstand es aus dem Bau einer Einsiedelei. Bis zur Gründung des Enchey-Klosters im Jahre 1840 blieb Gangtok eine kleine Ortschaft, wuchs aber schnell zu einem Zentrum für Pilger. Nach dem Sieg der Briten über die Tibeter wurde die Stadt zu einer wichtigen Station zwischen Tibet und Britisch-Indien. Fast alle Straßen und Telegrafenleitungen entstanden in dieser Zeit.

1894 verlegte Thutob Namgyal, der damalige König von Sikkim, die Hauptstadt von Sikkim von Tumlong nach Gangtok. Ein großer Platz und eine Reihe von Regierungsgebäuden entstanden. 1947 wurde Sikkim selbstständig. Der Handel florierte und die Stadt wuchs schnell.

Sehenswert sind natürlich die Klöster, das tibetanische Institut, und eine autofreie Einkaufsstraße vor dem Motiv der Berge, wenn die zu sehen wären. Die Einkaufsstraße ist beschaulich, ein bunter Mix aus Apotheken und kleineren Geschäften. Immerhin sehen wir auch internationale Namen wie Panasonic, Puma Nike, Vanheusen oder Hilfiger. Über den Ort verteilt sehen wir dann noch weitere Brands, so dass der Eindruck entsteht, dass sich diese Stadt den Anschluss an eine moderne Großstadt leistet.

Wir erleben die Stadt im Nebel bei gefühlten -5° Celsius. Nichts in dieser Stadt ist geheizt. In Gebäuden stehen Fenster und Türen offen. Die Kälte währt fort und die Sicht ist besch…

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