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Donnerstag, 13. Februar 2014

Kurseong - Darjeeling: Auf schmaler Spur im Chicken neck


Von Delhi aus kommend landen wir in Bagdogra in der Provinz West Bengalen. Unser Guide erklärt uns diese einmalige geografische wie auch politische Lage dieses Korridors zwischen Nepal, Bhutan und China. Er ist für allerlei Spannungen gut. Denncoh ist es ein wirtschaftlicher Knotenpunkt zwischen den Länder, wenn auch mit China direkt kein Handel betrieben werden darf. Uns föllt sofort der bunte ethnische Mix aus nepalesischen und sog. Indoafrikanischen Menschen auf. Es sind kleine Menschen, die einen mit einem flachen Profil und heller Haut, die anderen mit dunkler Haut und einem prägnanten Profil. Die indoafrikanische Minderheit soll zum einen durch Zuwanderung, zum anderen mit den Briten hierhergekommen sein, um in den Teefeldern zu arbeiten.

Womit wir schon bei dem vorherrschenden Thema dieser Region um Darjeeling sind. Liegt Bagdogra noch in der Ebene, erreichen wir jedoch schon nach wenigen Kilometern die hügeligen Ausläufer der Berge. Sofort fahren wir durch Teefelder. In den flachen Abschnitten wird der etwas anspruchslosere Assam angebaut. Die Landschaft wirkt karg. Erst mit dem Anstieg in die Ausläufer der Berge wird die Vegetation üppiger. Mit zunehmender Höhe werden die Hänge steiler, die Täler tiefer. Ursprünglicher „Urwald“ aus haushohen Dracenapalmen, Bambus, Ficus und Akazien tritt hervor. Die Täler werden eng und schattig, und zwischen den Bergwänden liegt ein feiner feuchter Dunst, der stellenweise abregnet.

Die Straße ist eng und holprig. In engen Serpentinen quält sie sich in die Höhe. Sie wurde 1830 von den Engländern für Karren und Gespanne gebaut, wurde für das Militär erweitert und seitdem ständig geflickt. Die Kehren sind unmenschlich eng. In 160° und fast noch unterhalb des Wendekreises eines PKWs verlangen sie vom Fahrer alles ab. Sie sind so steil, dass man entgegenkommende Fahrzeuge nicht sehen sondern nur durch das Gehupe hören kann.







Unser Ziel, Kurseong, liegt auf einem Hügelrücken inmitten eines Teeanbaugebietes. Ambrotia-Tee ist der größte Anbauer. Wir blicken vom Kamm aus zu beiden Seiten auf schier endlos sich erstreckende Teeplantagen. Dazwischen, zum Schatten spenden, sind Lebensbäume gepflanzt, die mit ihrer ausladenden jedoch laublosen Krone ein schützendes Dach bilden sollen. Teepflückerinnen sind emsig damit beschäftigt, Unkraut zwischen den Pflanzen auszureißen. Sie sind überwiegend indoafrikanischer Statur, klein, hager dunkelhäutig mit lustig dreinschauenden Lidspalten und einem roten Punkt zwischen den Brauen. Man kann sie nicht recht in nepalesich-tibetisch oder indisch einordnen.

Sie fangen bei unserem Anblick an zu giggeln und verfolgen die großen Europäer verhalten mit ihren Augen. „Namastè“, grüßen wir freundlich und bekommen sofort ein freundliches „Namastè“ mit einer Begleitung von halb Lachen und Erstaunen zurück.


Kurseong bedeutet „Land der weißen Orchideen“. Mit 80.000 Einwohnern ist es kein kleines Dorf. Es liegt auf einer Höhe von 1458 m und ist neben Teeanbau vor allem für seine Schmalspurbahn, der Darjeeling Himalayan Railway, bekannt, die hier an das Schienennetz nach Darjeeling angebunden ist. Die Bahn stand kurz vor dem Aus, als es zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt worden ist. 14 Dampflokomotiven sind im Einsatz, doch ab Kurseong fährt eine Diesellok. Es ist ein Relikt der Engländer, die diese Bahn mit einer Spurbreite von nur 2 Zoll &62cm) für den Personenverkehr anlegten. Die Strecke ist 82 Kilometer lang, wofür der Zug 8 Stunden benötigt. 

Um 15.00 besteigen wir einen der beiden angehängten Wagons in Kurseong. Spartanisch ist untertrieben. Die ehmaligen Holzpritschen sind gegen bequeme Sitze ausgetauscht. Es gibt pro Wagon 24 Sitze in einer 1-2 Bestuhlung. Die Decke ist noch mit den alten hölzernen Profilleisten verziert. Während das „bessere“ Abteil während der Fahrt die Türen schließt, sind die des hinteren Wagons offen. Sie bieten Kindern die Gelelgenheit, in Kehren, durch die der Zug mit Schrittgeschwindigkeit fährt, auf- und abzuspringen, bis Beamte sie während der Strecke oder am Bahnhof wieder herausrufen. 

Die Spur führt am Rand und auf der Straße entlang. In den Städten sind die Gebäude unmittelbar bis an das Gleisbett gebaut. Nur wenige Zentimeter trennen die Wagons von den Auslagen der Geschäfte. Ich wage es nicht, aus dem Fenster zu schauen, denn mir schaukeln Bananen, Stoffe und Metallwaren entgegen. Die Fahrt ist mit einem Dauergehupe der Lok begleitet. Sie hat einen anderen und lauteren Ton als die PKWs und warnt zum einen die Geschäftsinhaber aber auch die Autos, die in Kurven das Gleis kreuzen, das in einer Idealline dann quer und ohne Schranke durch die Fahrbahndecke schneidet. 

 

 Es geht um Zentimeter...


Durch diese hohle Gasse...

Landschaftlich fallen uns weiterhin die nahen Berge auf. Von 1480 m schrauben wir uns auf den folgenden 15 Kilometer auf 2000 m empor. Häuser schleichen vorbei. Sie muten seht nepalesisch an: schmales Fundament für ein einstöckiges niedriges Wohnhaus. Die lichte Höhe mag kaum mehr als 2 m betragen. Die Wände sind mitunter zur unteren Hälfte mit Wellblech beschlagen, darüber mit Holz verkleidet. Die Fenster scheinen Fensterläden zu haben, doch es sind nur aufgebrachte Bleche ohne schließende Funktion. Das Dach ist wie ein niedriges Sattelwalmdach aus Wellblech oder gebrannten Schindeln. Die Häuser weisen einen Grundriss von vielleicht nur 4 mal 2.5 m auf, können am Hang jedoch über 3 oder mehr Etagen gehen. Sie sind sehr farbenfroh gehalten; grün, pink, hellblau oder rot.

Die Bahn ist das Ereignis. Frauen, in Decken eingehüllt, halten ihre Kinder auf den Arm, die winkend den Zug begleiten. Kameras halten die Durchfahrt an den Geschäften fest, andere posieren vor dem vorbeischnaubenden Tross. Gegen 16.00 haben wir eine Höhe erreicht, in der wir die Wolkendecke zu durchstoßen scheinen. Es wird grau und dunstig, Konturen verwischen, und die Sicht beschränkt sich auf den Straßenrand. In Sonada steigen wir aus und fahren den Rest nach Darjeeling mit dem begleitenden Auto.
Trotz der wenigen verbleibenden Kilometer ist es bei Ankunft fast schon dunkel – und es wird kalt.



 Fisch in den Bergen?

 Schneidern ist typisch indisch...

 Nepalese refugees

Straßenszene am Gleiskörper

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