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Montag, 3. Februar 2014

Dharamsala - Delayli

Heute geht es weiter über Delhi nach Agra. Oder - es sollte...
Bei tief hängenden Wolken und Neuschnee in den höheren Lagen von Dharamsala brechen wir um 9.00 auf. Wir drehen noch eine Schleife durch den kleinen Ort, bevor wir den kurvenreichen Abstieg beginnen. Es ziehen spektakuläre Aussichten auf das Gebrigsmassiv mit den vorgelagerten sanft schwingenden Reisterrassen vorbei. Ab Dharessalam wird es wieder deutlich indischer. Die Gesichter verändern sich, die Buden und Geschäfte, das Leben auf der Strasse und die Saris der Frauen kehren zurück. Nach einer Stunde erreichen wir den Flughafen, ein schlichter gerader Bau, klein und überschaubar. Unser Flug hat 2 Stunden Verspätung. "Schlechte Sicht. Plane comes from Delhi", heißt es. Wir schauen uns kurz um. Noch hängen die Wolken bei 2000m. Es gibt keinen Bodennebel, und die Sicht ist grenzenlos. Vielleicht liegt das Problem in Delhi... Im Flughafengebäude gibt es dagegen nichts - kein Cafe, Restaurant oder Shop. Sollten wir jetzt hineingehen, dürfen wir nicht wieder raus. Security! 

Wir überlegen. Draußen vor dem Eingangszaun der Flughafenauffahrt haben wir einen schuhkatongroßen Tea stall gesehen mit niedrigen roten Plastiksitzen und einigen trübe dreinblickenden Gästen. Wir laden unser Gepäck noch einaml in den Wagen und fahren zu einem kleinen Restaurant 5 km außerhalb. Hir hätten wir selber nicht angehalten. Aus einem Fernseher plärrt Bollywoods Best of,  die Stühle sind mit abgewetzten Hussen bespannt, die Wände quellen vor Nässe auf, die Farbe platzt ab, Vorhänge teilen Toiletten und die Küche ab. Der Fußboden jedoch ist sauber. Wir setzen uns in die Galerie unter Bilder von Hindu Gottheiten, Yogis und einem Marienbild, wenn auch Maria mit ihrem Jesus einem roten Punkt auf der Stirn gesegnet ist. Die Bedienung ist freundlich, spricht erst nur mich an, doch ich lasse ihn zappeln, damit er meine Partnerin beachtet und die Bestellung aufnimmt. Wir verbringen eine Stunde wartend und von der Zappelmusik berieselt.


Der Kaffe und der Marsala Tee wird frisch aus Ingwer, Kardamon etc in einem Alutopf mit deutlichen Gebrauchsspuren zubereitet. Beides schmeckt überraschend gut. Wir sind über die Preise erstaunt (2 Kaffee und Tee = 100 Rupis).


Zurück am Flughafen ist noch keine Veränderung eingetreten. Es bleibt bei 2 Stunden Verspätung. Wir haben Bedenken. Die Wolken und schlechtes Wetter schieben sich die Berghänge herab. Auf der gegenüberliegenden Seite bahnt sich zwar die Sonne ihren Weg, doch die Sicht wird eindeutig schlechter.


 Am Flughafen

Um 13.30 erst die zaghafte Ansage, die Maschine aus Delhi wäre umgeleitet worden und man wolle abwarten, ob ein Weiterflug nach Dharasalam möglich sei. Zeitgleich informierten Mitarbeiter der Airline jedoch die 5 wartenden Gäste, dass der Flug storniert würde. Krisenmanagement: Bei 5 betroffenen Gästen bleibt die Zahl der Probleme übersichtlich und die Problemlösung ebenso. Alle müssen weiter entweder zu ihren Anschlussflügen ab Delhi oder aus anderen Gründen. Wir entscheiden uns für ein Taxi. 11 Stunden, versichert man uns, würde es für die 500 Kilometer nur brauchen. Wenig später saßen 4 Reisende in einem Toyota Taxi auf dem Weg nach Delhi.

2 Stunden ging es in engen Serpentinen durch die Gerbe, durch kleine Dörfer mit unbeschreiblichen Motiven an den Straßenseiten, über schmale Brücken und enge Schluchten. Eigentlich ganz malerisch… Der Asphalt dagegen war in einem bedauerlichen Zustand. Schlaglöcher und Unterspülungen ließen den Fahrer immer wieder abrupt stoppen, um den Löchern ausweichen. Nach 2 Stunden der erste Stopp an einem Tea Stall. Durchatmen. Ich glaube, die beiden Eigentümer waren etwas perplex über die weißen Gesichter, die dort in seiner Bretterbude auftauchten. Der Tee war immerhin frisch und ausgezeichnet, das Giapatta schnell im Steinofen gebacken.


 
 Flug AI 405 nach Delhi

Grüße aus der Bordküche

No sitting on the toilet!

Endlich, ab Badipur hörte das Gekurve auf. Die Straße wurde gerade aber ebenso schlecht. Ich rechnete einen Schnitt von 40 km/h aus. Allmählich wurde es dunkel, und das nächste Entsetzen begann: eine Fahrt durch die Nacht.

An Schlafen war nicht zu denken, denn ich musste unweigerlich mitbremsen. Die Straße ging irgendwann in den National Highway über. Sie hatte 2, gelegentlich auch 3 Spuren oder besser – gefühlte Spuren. Wo immer sich eine Lücke zwischen zwei Fahrzeugen auftat, drängte ein PKW hinein. Es begann wild zu blinken und hupen, bis irgendwann jemand nachgab und den PKW durchließ, um nicht Schaden zu nehmen. Schilder am Straßenrand forderten auf: PKW rechte Spur, rechts überholen, nicht hupen. Auch das waren gefühlte Hinweise. Es gibt keine Regeln. Ist der Inder an sich ein entspannter Mensch mit einer eher schlaffen Körperspannung, wird er auf der Straße zum Tier.

Rote Ampeln werden überfahren, Vorfahrtsregeln ausgesetzt, beidseits überholt und das Tempolimit großzügig zu eigenen Gunsten gebeugt. Man kann sagen, es ist ein Chaos mit einem gewissen System auf höchster Geschwindigkeit.

Die Stunden vergingen. Um 1.00 erreichten wir Delhi. Es herrschte ein Verkehr wie am Tag. Keine Spur weniger Autos. Dazu LKW Karawanen in Dieselwolken und aufgewirbeltem Feinstaub. Stop and go so nah am Ziel. Um 2.00 waren wir dann endlich im Hotel.

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