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Samstag, 22. Februar 2014

Udaipur: Machos, Waschfrauen und Paläste

Udaipur, die ehemalige Hauptstadt Mewars wurde 1567 süd-westlich der alten Königsstadt Chittorgarh vom Maharana Udai Singh gegründet. Sie liegt zwischen den beiden Seen Lake Pichola und Fateh Sagar. Aufgrund des Wassers und vor allem wegen einger Brücken heißt sie auch  „Venedig des Ostens“, wenn auch die Kamäle und die charmanten Fußgängerbrücken fehlen. Umgeben von den sanften Hügeln der Aravalli-Berge gilt Udaipur als eine der schönsten Städte Indiens. 

Charmant ist die Altstadt, die sich rund um den Stadtpalast gruppiert. In einem Labyrinth aus kleinen Straßen und verwinkelten Gassen trifft man immer wieder auf kleine hinduistische Tempel, Gschäfte mit Handarbeiten, Teppichen und Pashminarschals, mit Alltagsszenen dekorierte Hausfassaden, prächtigen geschnitzten Toren und traditionellen Havellis. Viele Mitglieder der Königsfamilie und reiche Kaufleute ließen sich am Seeufer nieder. Die Architektur der hoch aufragenden Häuser ist traumhaft prächtig mit Erkern, Spitztürmchen und vorgebauten Balkonen mit kleinen Fensteröffnungen, die früher den Frauen vorbehalten waren. Es dominieren weiße und hellblaue Farben, die im Sonnenlicht glänzen und die engen Gassen erhellen.

Die Gassen sind belebt mit spielenden Kindern, älteren Frauen und Männern, die in Grüppchen beisammensitzen und schwatzen, aber auch eiligen Mopedfahrern, die wild hupend durch das enge Gewirr rasen. Die jungen leiten Geschäfte mit dem üblichen Nippes an Stoffen, Handarbeiten und Snacks. Sie gehen mit stolzer Haltung auf uns los. „Nice shirt. I like it. Where are you from?“ beginnen sie ihren Anmache. Die höflichen Deutschen antworten brav und werden das Problem anschließend nicht mehr los. Die Mannsbilder strotzen nur so vor Macho mit ihren gegelten Haaren, engen Jeans und T-Shirts. Den Glanz der einstigen Rajputen wähnt man auf ihnen, doch die Jetztzeit hat sie längst überholt und etmannzipiert.

Von allem ungestört laufen die obligaten Kühe durch die Straßen und grasen im Hausmüll oder Baulücken mit wildem Gras. Ihre Hinterlassenschaften sind nur schwer zu entgehen. Die Zeit scheint hier still zu stehen, und Udaipurs glorreiche Vergangenheit scheint nur einen Wimpernschlag entfernt. 

 Über allem wacht der Stadtpalast

 
Die letzten Fischer von Udaipur


Gegründet von Maharana Udai Singh, ist Udaipur das Juwel Mewars, ein Königreich, das von der Dynastie der Sisodias seit mehr als 1200 Jahren regiert wurde. Nach einem verheerenden Krieg mit den Mogul-Herrschern mussten sie ihre alte Hauptstadt Chittorgarh wegen ihrer ungünstigen Lage aufgeben und entschieden sich weiter im Süden in den schützenden Aravalli-Bergen zu siedeln. Auf Rat eines Weisens legten sie den Grundstein für ihre neue Hauptstadt an das Ufer des Pichola-Sees. Die neue Stadt bekam den Namen ihres Gründers Udai Singh – Udaipur.

Noch heute wird die Stadt von dem mächtigen Stadt-Palast, dem größten Palastkomplex Rajasthans, dominiert. Auf dem Rücken eines flachen Hügels gelegen ist er aus allen Richtungen sichtbar. Trotzig wie ein Bollwerk mutet es an. Die ersten Gebäude entstanden im Gründungsjahr um 1567, aber die folgenden Herrscher fügten zahlreiche Anbauten hinzu. Dennoch wirkt der Stadtpalast auf den ersten Blick überraschend einheitlich in seiner Erscheinung. Mit Auslaufen der Maharana-Herrschaft 1956 wurde der Palast aufgegeben. Heute beherbergt er ein Museum und zwei Luxushotels. Ausgenommen bescheiden dagegen wirkt der letzte verbleibende Teil für die Privatwohnung des Nachfahrens des letzten Königs aus. Ein nicht unerheblicher Teil der Einnahmen erfolgt durch „königliche Hochzeiten“, die in einem der Innenhöfe vor der Kulisse der sandsteinfarbenen Mauern, Türmchen und Glasmosaken ausgerichtet werden. Prominenter Gast war Liz Hurley, deren Ehe von ihrem reichen Inder jedoch nicht lange hielt.

Hochzeiten sind auch hier ein wichtiges Thema. Wenn, dann richtig traditionell. Die Hochzeitsvorbereitungen laufen über mindestens 3 Tage und beginnen mit dem Schmücken der Braut, die ihre Henna Bemalung, das Brautkleid und den Goldschmuck erhält. Das alles geschieht unter großer weiblicher Anteilnahme, mit Musik und Tanz. Männer verboten. Der Bräutigam wird am zweiten Tag eingekleidet. Das ist der Moment, an dem es auf der Straße laut wird. 
 
Lärm voraus: Jetzt wird es bunt!

Der "glückliche Bräutigam", die anderen entschlossen...


 Eine mobile Krachkapelle mit Blechblas- und Schlaginstrumenten zieht mit einem mobilen Generator durch die Gassen, aus dessen übergroße Lautsprecher mit Gesang untermalte schaurig schräge Musik durch die Straßen dröhnt. Ihnen folgt eine Schar ernst blickender Männer in westlichen Anzügen, Turban, Schnäuzer und Punkt auf der Stirn, in deren Mitte der Bräutigam auf einem prächtig aufgezäumten Schimmel mitgeführt wird. Dahinter folgen die Damen in bunten langen Saris. Die Gesellschaft wälzt sich mit dieser Klangmauer auf das Haus der Braut zu. Es ertönen Böllerschüsse, der letzte Versuch der Braut, das Unglück noch abzuwehren. Gegen Mitternacht wird dann das Ehegelübde gegeben. Der nachfolgende Tag gilt dem Fest der zigtausend Gäste. Dafür mietet man sich gerne eine Zeltstadt außerhalb der Stadt. Großer Wert wird auf eine lückenlose Bilddokumentation gelegt, so dass manch ausgedachter Hochzeitsspaß dem Posieren der Brautleute mit den Gästen geopfert wird. Abschließend muss die Braut noch zum Haus des Bräutigams gebracht werden, was gerne die Freundinnen erledigen.
All diese Szenen erleben wir zu unterschiedlichen Zeiten in den Altstadtgassen. Und nie schaut die Braut glücklich. Ob sie ihren Bräutigam kennenlernen durfte?


Traditionelles "Havelli"

 
 Waschfrauen am Gangua Ghat

 Brett zum Schlagen der Wäsche


Früher war Udaipur geschützt durch eine Stadtmauer die ringförmig um die Stadt herum gebaut war und elf Stadttore sowie eine Befestigungsanlage besaß. Von der Mauer sind heute nur noch einige Teilstücke sowie acht der ehemals elf Stadttore, die heute als Denkmäler geschützt sind, übrig. Die Stadt hat jedoch ihre einstige Begrenzung längst überwachsen und verfügt heute über circa 350.000 Einwohner. Vom Stadtpalast sieht man auf die Neustadt. Ich habe den Eindruck, dass am See und in der Altstadt der wahre Charme von Udaipur steckt. Hinter den Stadtmauern dagegen ist es eine beliebige laute und dreckige indische Kleinstadt…

Der See bietet für Udaipurs Waschfrauen Gelegenheit, ihre Wäsche zu waschen. Das erfolgt nach einem für diese Stadt spezifische Art und Weise. . Die Frauen hocken auf den Sutufen, seifen die Wäschestücke ein, legen sie zusammen und schlagen mit einem Brett den Dreck aus den Stücken. Andernorts wird die Wäsche auf einem Stein „ausgeschlagen“. Hier dagegen bedient man sich dieses Bretts. Noch bevor es hell wird, hört man die monotonen rhythmischen Schläge. Sie verfolgen den Besucher den ganzen Tag über bis gegen 17.30, wenn die Dämmerung einsetzt.. Nicht weit davon sitzen 2 Kühe auf einem kreisrunden Haufen von Exkrementen und beobachten die Szene gemächlich kauend.


 Drei starke Männer und ein Tiger

 In der Altstadt

 Bagore Ki Havelli

... im Innenhof

Bedezimmer mit verspiegelten Mosaiken

Gesellschaftsraum
Teil der Küche mit ornamentalem Wandfries

"Herrenraum"



Turbane haben in ihrer Form und Farbe eine besondere Bedeutung. Sie bezeichnen Stand oder Gewerk seines Trägers.



Abendstimmung über dem Lake Pichhola: Gleich wird erst der Bramahne seine Verse vortragen, zwei Minuten später folgen die Muezine der Stadt und um 18.45 fängt das Glockenschlagwerk im Hindutempel neben dem Ganguar Ghat an zu schlagen

Sonntag, 16. Februar 2014

Kalimpong: Dem Himmel so nah






Kalimpong liegt auf einer Höhe von 1275 m. Für die 69 km brauchten eir 3 ½ Stunden. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Gegend abwechselnd von den Königreichen Sikkim und Bhutan regiert. Durch den Vertrag von Sinchula (1865) erhielt die British East India Company eine Lease auf dieses Gebiet.  Zu dieser Zeit war Kalimpong nut ein Weiler mit vier Familien. Nach dem Duar-Krieg 1864 wurde Kalimpong als Bergstation durch die Briten ausgebaut. Sie diente als Erholungsort von den heißen tiefergelegenen bebieten und vor allem Kalkutta. Die nahen Pässen Nathu La und Jelep La verbanden Kalmipong mit der Seidenstraße. Ihnen kamen natürlich eine Bedeutung im Handel Indiens nach Bhutan und Tibet zu.
Mit der Ankunft schottischer Missionare wurde mit dem Bau von Schulen begonnen. Ähnlich wie in Kajuraho entwickelte sich dieses zu einem wichtigen Geschäftszeig. Die Scottish University Mission Institution war dabei 1886 die erste, gefolgt von der Kalimpong Girls High School. 1911 betrug die Einwohnerzahl 7880.
Nach der indischen Unabhängigkeit 1947 wurde Kalimpong Teil von Westbengalen, nachdem Bengalen in einen indischen und pakistanischen Teil gespalten wurde. Durch die Annexion Tibets durch China 1959 flohen viele buddhistischen Mönche in die Tempel von Kalimpong










Heute zählt Kalimpong 40.000 Einwohner. Die Stadt klebt an einem Hügelkamm, an dessen Ende die katholische Kirche thront. Es überwiegen wieder 4 und mehrstöckige Häuser in tibetischer Bauform. Es regnet, ist klamm und kalt. Unser guide nimmt uns mit auf eine „sightseeing tour“, doch viel Sehenswertes kommt nicht zusammen. Einzig das buddistische Kloster  Zang Dhok Palri Phodang ist sehenswert. Um 15.30 beginnen die Mönche ihre Meditation, zu der auch Besucher zugelassen sind.
Am Eingang zum Tempel schlägt ein Mönch einen Gong. Sofort öffnen sich die Türen aus den gegenüberliegenden Unterkünften und die Mönche und Novizen in ihren pupurfarbenen Roben strömen eilig herbei. Manche beenden noch rasch das Telefonat auf dem Handy. Dann setzen sie sich im Schneidersitz an ihre Bänke und holen die Texte hervor. Ein Vorleser liest den Text in einer monotonen Sprechmelodie, die einen gewissen Rhythmus hat, der zwischendurch mit Trommelschlägen untermalt wird. An bestimmten Stellen des Textes ist eine instrumentale Begleitung vorgesehen wird, bei der einige Mönche in Clarinetten und lange Blashörner stoßen und einen ohrenbetäubenden scheppernden Krach erzeugen. Dann nimmt sofort der Vorleser seine Rezitieren wieder auf und gibt erneut den Rhythmus vor. Das ganze dauert 45 Minuten.
Anscheinend hat das Beten geholfen, denn als wir den Tempel verlassen, reißt der Himmel auf und läßt für einen kurzen Augenblick erahnen, was wir die letzte Woche hätten erleben können. Aus den Tälen quellen dichte Wolken empor, zerstieben an den Bergrücken und lösen sich auf. Vor den dunklen Regenwolken hat sich ein Regenboben gebildet, der einmal das gesamte Kloster umspielt. Die Farbkontraste des Weiss-Rot-Gold tritt jetzt besonders hervor. Das wären sie gewesen, die Schätze Sikkims.
Auch die Mönche sind angsichts des Wetterschauspiels ganz aus dem Häuschen. Einige klettern auf die Dächer ihere Unterkünfte, um mit ihren Galaxy notes Bilder vom Regenbogen zu machen. Auf Einladung darf ich mit nach oben und bin von der Aussicht auf das Kloster aber auch auf das andere Schauspiel überwältigt. Die Mönche sind ausgelassen, einer interssiert sich für meine Fotos und gibt mir seine emal Adresse für eine Kopie.