Udaipur, die ehemalige Hauptstadt Mewars wurde 1567 süd-westlich der alten
Königsstadt Chittorgarh vom Maharana Udai Singh gegründet. Sie liegt zwischen
den beiden Seen Lake Pichola und Fateh Sagar. Aufgrund des Wassers und vor
allem wegen einger Brücken heißt sie auch „Venedig des Ostens“, wenn auch die Kamäle und
die charmanten Fußgängerbrücken fehlen. Umgeben von den sanften Hügeln der
Aravalli-Berge gilt Udaipur als eine der schönsten Städte Indiens.
Charmant ist die Altstadt,
die sich rund um den Stadtpalast gruppiert. In einem Labyrinth aus kleinen
Straßen und verwinkelten Gassen trifft man immer wieder auf kleine
hinduistische Tempel, Gschäfte mit Handarbeiten, Teppichen und Pashminarschals,
mit Alltagsszenen dekorierte Hausfassaden, prächtigen geschnitzten Toren und
traditionellen Havellis. Viele Mitglieder der Königsfamilie und reiche
Kaufleute ließen sich am Seeufer nieder. Die Architektur der hoch aufragenden
Häuser ist traumhaft prächtig mit Erkern, Spitztürmchen und vorgebauten
Balkonen mit kleinen Fensteröffnungen, die früher den Frauen vorbehalten waren.
Es dominieren weiße und hellblaue Farben, die im Sonnenlicht glänzen und die
engen Gassen erhellen.
Die Gassen sind belebt mit spielenden Kindern, älteren Frauen und Männern,
die in Grüppchen beisammensitzen und schwatzen, aber auch eiligen Mopedfahrern,
die wild hupend durch das enge Gewirr rasen. Die jungen leiten Geschäfte mit
dem üblichen Nippes an Stoffen, Handarbeiten und Snacks. Sie gehen mit stolzer
Haltung auf uns los. „Nice shirt. I like it. Where are you from?“ beginnen sie
ihren Anmache. Die höflichen Deutschen antworten brav und werden das Problem
anschließend nicht mehr los. Die Mannsbilder strotzen nur so vor Macho mit ihren gegelten
Haaren, engen Jeans und T-Shirts. Den Glanz der einstigen Rajputen wähnt man auf
ihnen, doch die Jetztzeit hat sie längst überholt und etmannzipiert.
Von allem ungestört laufen die obligaten Kühe durch die Straßen und grasen
im Hausmüll oder Baulücken mit wildem Gras. Ihre Hinterlassenschaften sind nur
schwer zu entgehen. Die Zeit scheint hier still zu stehen, und Udaipurs
glorreiche Vergangenheit scheint nur einen Wimpernschlag entfernt.
Die letzten Fischer von Udaipur
Gegründet von Maharana Udai Singh, ist Udaipur das Juwel Mewars, ein
Königreich, das von der Dynastie der Sisodias seit mehr als 1200 Jahren regiert
wurde. Nach einem verheerenden Krieg mit den Mogul-Herrschern mussten sie ihre
alte Hauptstadt Chittorgarh wegen ihrer ungünstigen Lage aufgeben und
entschieden sich weiter im Süden in den schützenden Aravalli-Bergen zu siedeln.
Auf Rat eines Weisens legten sie den Grundstein für ihre neue Hauptstadt an das
Ufer des Pichola-Sees. Die neue Stadt bekam den Namen ihres Gründers Udai Singh
– Udaipur.
Noch heute wird die Stadt von dem mächtigen Stadt-Palast, dem größten
Palastkomplex Rajasthans, dominiert. Auf dem Rücken eines flachen Hügels
gelegen ist er aus allen Richtungen sichtbar. Trotzig wie ein Bollwerk mutet es
an. Die ersten Gebäude entstanden im Gründungsjahr um 1567, aber die folgenden
Herrscher fügten zahlreiche Anbauten hinzu. Dennoch wirkt der Stadtpalast auf
den ersten Blick überraschend einheitlich in seiner Erscheinung. Mit Auslaufen
der Maharana-Herrschaft 1956 wurde der Palast aufgegeben. Heute beherbergt er ein
Museum und zwei Luxushotels. Ausgenommen bescheiden dagegen wirkt der letzte
verbleibende Teil für die Privatwohnung des Nachfahrens des letzten Königs aus.
Ein nicht unerheblicher Teil der Einnahmen erfolgt durch „königliche
Hochzeiten“, die in einem der Innenhöfe vor der Kulisse der sandsteinfarbenen
Mauern, Türmchen und Glasmosaken ausgerichtet werden. Prominenter Gast war Liz
Hurley, deren Ehe von ihrem reichen Inder jedoch nicht lange hielt.
Hochzeiten sind auch hier ein wichtiges Thema. Wenn, dann richtig
traditionell. Die Hochzeitsvorbereitungen laufen über mindestens 3 Tage und
beginnen mit dem Schmücken der Braut, die ihre Henna Bemalung, das Brautkleid
und den Goldschmuck erhält. Das alles geschieht unter großer weiblicher
Anteilnahme, mit Musik und Tanz. Männer verboten. Der Bräutigam wird am zweiten
Tag eingekleidet. Das ist der Moment, an dem es auf der Straße laut wird.
Eine mobile Krachkapelle mit Blechblas- und Schlaginstrumenten zieht mit einem mobilen Generator durch die Gassen, aus dessen übergroße Lautsprecher mit Gesang untermalte schaurig schräge Musik durch die Straßen dröhnt. Ihnen folgt eine Schar ernst blickender Männer in westlichen Anzügen, Turban, Schnäuzer und Punkt auf der Stirn, in deren Mitte der Bräutigam auf einem prächtig aufgezäumten Schimmel mitgeführt wird. Dahinter folgen die Damen in bunten langen Saris. Die Gesellschaft wälzt sich mit dieser Klangmauer auf das Haus der Braut zu. Es ertönen Böllerschüsse, der letzte Versuch der Braut, das Unglück noch abzuwehren. Gegen Mitternacht wird dann das Ehegelübde gegeben. Der nachfolgende Tag gilt dem Fest der zigtausend Gäste. Dafür mietet man sich gerne eine Zeltstadt außerhalb der Stadt. Großer Wert wird auf eine lückenlose Bilddokumentation gelegt, so dass manch ausgedachter Hochzeitsspaß dem Posieren der Brautleute mit den Gästen geopfert wird. Abschließend muss die Braut noch zum Haus des Bräutigams gebracht werden, was gerne die Freundinnen erledigen.
All diese Szenen erleben wir zu unterschiedlichen Zeiten in den
Altstadtgassen. Und nie schaut die Braut glücklich. Ob sie ihren Bräutigam
kennenlernen durfte?
Traditionelles "Havelli"
Waschfrauen am Gangua Ghat
Brett zum Schlagen der Wäsche
Früher war Udaipur geschützt durch eine Stadtmauer die ringförmig um die
Stadt herum gebaut war und elf Stadttore sowie eine Befestigungsanlage besaß.
Von der Mauer sind heute nur noch einige Teilstücke sowie acht der ehemals elf
Stadttore, die heute als Denkmäler geschützt sind, übrig. Die Stadt hat jedoch
ihre einstige Begrenzung längst überwachsen und verfügt heute über circa
350.000 Einwohner. Vom Stadtpalast sieht man auf die Neustadt. Ich habe den
Eindruck, dass am See und in der Altstadt der wahre Charme von Udaipur steckt.
Hinter den Stadtmauern dagegen ist es eine beliebige laute und dreckige
indische Kleinstadt…
Der See bietet für Udaipurs Waschfrauen Gelegenheit, ihre Wäsche zu
waschen. Das erfolgt nach einem für diese Stadt spezifische Art und Weise. . Die Frauen hocken auf den Sutufen, seifen die
Wäschestücke ein, legen sie zusammen und schlagen mit einem Brett den Dreck aus den Stücken.
Andernorts wird die Wäsche auf einem Stein „ausgeschlagen“. Hier dagegen
bedient man sich dieses Bretts. Noch bevor es hell wird, hört man die monotonen rhythmischen
Schläge. Sie verfolgen den Besucher den ganzen Tag über bis gegen 17.30, wenn
die Dämmerung einsetzt.. Nicht weit davon sitzen 2 Kühe auf einem kreisrunden Haufen von
Exkrementen und beobachten die Szene gemächlich kauend.
Drei starke Männer und ein Tiger
In der Altstadt
Bagore Ki Havelli
... im Innenhof
"Herrenraum"
Turbane haben in ihrer Form und Farbe eine besondere Bedeutung. Sie bezeichnen Stand oder Gewerk seines Trägers.
Abendstimmung über dem Lake Pichhola: Gleich wird erst der Bramahne seine Verse vortragen, zwei Minuten später folgen die Muezine der Stadt und um 18.45 fängt das Glockenschlagwerk im Hindutempel neben dem Ganguar Ghat an zu schlagen