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Samstag, 27. September 2014

Die Inder und das Gehupe

Des Inders Hupe

Schon in der Fahrschule lernen Inder, wie sie im Straßenverkehr überleben – mit der Hupe. Das Ergebnis ist ein Höllenlärm, gegen den keine Bürgerinitiative ankommt. Das Hupen gehört zu Indien dazu.

Da erblassen selbst die Italiener vor Neid: Die Inder veranstalten das größte Hupkonzert der Welt. Sie benutzen ihre Hupe als Blinker beim Verlassen der Parklücke, zur Begrüßung des Nachbarn, aus Frust vor der roten Ampel, und als Warnung an den Rikscha-Fahrer, wenn sie überholen wollen. Weil Indien eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt ist, entsteht daraus ein fast unerträglicher Dauerton.

Immer wieder versuchen Bürgerbewegungen, durch „Nicht hupen“-Schilder in den Millionenmetropolen den Lärm zu stoppen – bislang erfolglos. Das Signalhorn bleibt die Allzweckwaffe, die jeder vom einfachen Tuk-Tuk-Fahrer bis hin zum Chauffeur der Superreichen benutzt. Wenn der Vordermann in der dritten Reihe parkt, wird genauso gehupt wie im Stau und sogar für den Vogel auf der Straße – schließlich könnte man als Tier wiedergeboren werden.

Die meisten Fahrer glauben daran, dass das Signal sie vor Unfällen mit Ochsenkarren, Fußgängern und Ziegen bewahrt. Selbst in Fahrschulen wird Hupen als eine Form der Selbstschutzes gelehrt. Im Land gibt es deswegen spezielle Maler, die ihr ganzes Berufsleben lang reich verzierte Buchstaben auf die bunten Lastwagen im Land schreiben. Dort steht dann: „Bitte hupen“.





Ander Länder – andere Sitten: Die Inder und ihre Hupe http://www.focus.de/reisen/diverses/tourismus-ander-laender-andere-sitten-die-inder-und-ihre-hupe_aid_1063778.html

Mittwoch, 5. März 2014

Reisetipps Indien

A
Ankunft: Der Reisende kommt in der Regel mit dem Flugzeug in Delhi oder Mumbai an. Vorsicht am Flughafen! Es schwirren zahlreiche freundliche Helfer um das Gepäck, die dienstbar die Koffer vom Band heben, ins Taxi laden oder im Terminal bewegen. Diese "Dienste" sind keine Gefälligkeiten, sondern Dienstleistungen, für die die Person ein angemessenes Trinkgeld fordert. Völlig überteuert, werden Sie denken (100 Rupies!). Sagen Sie daher den Trägern lieber gleich, sie sollen die Hände von Ihrem Gepäck lassen!

Apotheken: "Pharmacy" genannt. Diese kleinen Buden mit Medikamenten und anderen Kleinigkeiten beraten gerne und schlagen auch die Behandlung Ihrer Symptome vor. Preise sind moderat. Antibiotika erhalten Sie zur 50% des deutschen Preises.

Ärzte: Sollten Sie doch einmal krank werden, vermittelt Ihr Hotel gerne einen Arztbesuch oder eine Konsultation. Halten Sie genug Bargeld bereit.

B
Banken: Zum Geld wechseln brauchen Sie mittlerweile keine Banken mehr. Indien verfügt selbst an den abgelegensten Orten über Geldautomaten, bei denen Sie Geld mit Ihrer CC abheben können. Sie zahlen zusätzlich zu Ihren CC Gebühren 200 Rupies an den Betreiber.

C
Coffee: Schmeckt in den Hotels dünn. I.d.R. bekommt man einen Instant Kaffe aufgebrüht, fast nie einen Filter Kaffee. Cafè Coffee ist eine indische Kaffeekette mit frisch gemahlenen Kaffeespezialitäten. der Latte kostet 72 Rupies (+tax). Teurer ist er nur noch bei Starbucks an Flughäfen.

E
Essen: Eine Reise durch Indien ist auch kulinarisch eine Reise durch einen ganzen Kontinent. Wir haben den überwiegend tibetanisch/nepalesisch geprägten Norden mit Momos und Nudeln als öde empfunden, Rajasthan mit Thalis, Brot und den geehaltigen Gerichten als schwer und Keralas kokosbasierten Curries als Explosion der Geschmäcker auf der Zunge. Fett (Gee) ist Geschmacksträger in fast allen Gerichten. Auf Kalorien sollten Sie daher nicht achten müssen. Und bei allem gilt erneut: Seien Sie mit frischen Salaten vorsichtig. Hände weg von Street food.

F
Fliegen: Die schnellste Art zu reisen, ist das Fliegen. Vorsicht! Air India ist dafür bekannt, Flüge ausfallen zu lassen, wenn nicht genügend Passagiere gebucht haben.

Fotografieren: Wenn Sie Menschen Fotografieren möchten, fragen Sie lieber. Im islamistisch geprägten Nordwesten könnten Sie auf massive Ablehnung stoßen. Sie werden aber überrascht sein. Unsere "Motive" haben sich gerne in Szene gesetzt und haben hinterher über ihr Bild herzlich gelacht. Sadus erwarten eine "Spende" und freuen sich bereits über 10 Rupies. Seien Sie respektvoll im Umganag!!

G
Gesundheit: Es fällt schwer, in Indien gesund zu bleiben. Fast jeder Reisende wird an Durchfall, Fieber oder anderen Reisekrankheiten erkranken. Daher ist äußerste Vorsicht und ein Auge auf die Örtliche Hygiene geboten.

Geld: Wechseln Sie auf keinen Fall illegal, auch wenn Sie bessere Kurse bekommen. Sie werden mit Sicherheit dafür den einen oder anderen falschen Geldschein bekommen. Offizielle Geldwechsler verlangen zwar keine Provision, jedoch gehen beim Wechseln noch "Steuern" ab. Der Kurs wird so schnell von 1:84 zu 1:79.

H
Hygiene: Bedenklich. In ganz Indien sollten Sie kein Wasser aus der Leitung trinken oder zum Zähneputzen benutzen, auch wenn das Hotel sauber aussieht! Bevorzugen Sie Wasser aus der Flasche. Bei Lebensmitteln gilt: Peel it, cook it or forget it!

L
Lärm: Unglaublicher Stressfaktor ist das permanente unmotivierte Gehupe aller Fahrzeuge und der Straßenlärm. Besucher sollten sich mit Oropax schützen.

Luftverschmutzung: Delhi rangiert in puncto Luftverschmutzung hinter Peking. In allen Städten hatten wir Probleme durch Abgase, Holzfeuer oder die Abfallverbrennung am Straßenrand. Insbesondere Delhi verließen wir fluchtartig wegen des dichten Smogs.

S
Street Food: Es gibt viel Fettgebratenes. Lieber Hände weg.

Sadus: Sind religiöse Hinduisten, die jeder für sich auf seine Weise in der Meditation ihrem Glauben nachgehen. Es gibt Gläubige, die ihr Leben auf einem Bein stehend verbringen, auf dem Daumen balanzieren o.ä. Sie werden überwiegend die commercial sadus sehen, die sich in orangefarbenen Gewändern gerne fotografieren lassen. Gebühr 10 Rupies.

Schlangenbeschwörer: ... gibt es auch noch. Auch hier gilt: Vergessen Sie nach dem Foto nicht einen kleinen Obolus.

Schokolade: Nach einer gewissen Zeit stellen sich Gelüste ein. Beste Wahl ist die Schoki von "Cadbury" (40 Rupies für die große Tafel) mit ganzen Nüssen o.ä..

T
Tee: Indien ist ein klassisches Teeland mit langer Tradition. Egal ob in Keralas Hinterland, Darjeeling oder Assam, nehmen Sie sich die Zeit für eine Teeprobe. "Golden leaf" ist eine Teekette, bei der man auch mehrere Tees verkosten kann.

Trinkgelder: Heikel. Nicht jeder Page erwartet ein Trinkgeld, in Rajasthan wird es eingefordert! Die Akzeptanz schwankt von 10 Rupies pro Gepäckstück bis 100 Rupies pauschal in Luxushotels.Guides und Fahrer erhalten 100 Rupies pro Person pro Tag oder 2 USD.

V
Verkehr: Bedenklich und chaotisch. Vergessen Sie, selbst zu fahren. Es würde Sie umbringen. In keinem Land der Erde ist der Verkehr so chaotisch, nervig und stressig. Ich würde zu Gehörschutz und Atemschutzgeräten raten. Besser, Sie bewerkstelligen kurze Strecken mit einem Fahrer. Kostet nicht viel und ist sicherer.

W
Wasser: Bitte nicht aus irgendwelchen Gewässern trinken. Es droht die Amöbenruhr. Auch nicht aus Wasserhähnen, egal in welchem Hotel. Nehmen Sie Wasser aus der Flasche (40 Rupies)

Samstag, 22. Februar 2014

Udaipur: Machos, Waschfrauen und Paläste

Udaipur, die ehemalige Hauptstadt Mewars wurde 1567 süd-westlich der alten Königsstadt Chittorgarh vom Maharana Udai Singh gegründet. Sie liegt zwischen den beiden Seen Lake Pichola und Fateh Sagar. Aufgrund des Wassers und vor allem wegen einger Brücken heißt sie auch  „Venedig des Ostens“, wenn auch die Kamäle und die charmanten Fußgängerbrücken fehlen. Umgeben von den sanften Hügeln der Aravalli-Berge gilt Udaipur als eine der schönsten Städte Indiens. 

Charmant ist die Altstadt, die sich rund um den Stadtpalast gruppiert. In einem Labyrinth aus kleinen Straßen und verwinkelten Gassen trifft man immer wieder auf kleine hinduistische Tempel, Gschäfte mit Handarbeiten, Teppichen und Pashminarschals, mit Alltagsszenen dekorierte Hausfassaden, prächtigen geschnitzten Toren und traditionellen Havellis. Viele Mitglieder der Königsfamilie und reiche Kaufleute ließen sich am Seeufer nieder. Die Architektur der hoch aufragenden Häuser ist traumhaft prächtig mit Erkern, Spitztürmchen und vorgebauten Balkonen mit kleinen Fensteröffnungen, die früher den Frauen vorbehalten waren. Es dominieren weiße und hellblaue Farben, die im Sonnenlicht glänzen und die engen Gassen erhellen.

Die Gassen sind belebt mit spielenden Kindern, älteren Frauen und Männern, die in Grüppchen beisammensitzen und schwatzen, aber auch eiligen Mopedfahrern, die wild hupend durch das enge Gewirr rasen. Die jungen leiten Geschäfte mit dem üblichen Nippes an Stoffen, Handarbeiten und Snacks. Sie gehen mit stolzer Haltung auf uns los. „Nice shirt. I like it. Where are you from?“ beginnen sie ihren Anmache. Die höflichen Deutschen antworten brav und werden das Problem anschließend nicht mehr los. Die Mannsbilder strotzen nur so vor Macho mit ihren gegelten Haaren, engen Jeans und T-Shirts. Den Glanz der einstigen Rajputen wähnt man auf ihnen, doch die Jetztzeit hat sie längst überholt und etmannzipiert.

Von allem ungestört laufen die obligaten Kühe durch die Straßen und grasen im Hausmüll oder Baulücken mit wildem Gras. Ihre Hinterlassenschaften sind nur schwer zu entgehen. Die Zeit scheint hier still zu stehen, und Udaipurs glorreiche Vergangenheit scheint nur einen Wimpernschlag entfernt. 

 Über allem wacht der Stadtpalast

 
Die letzten Fischer von Udaipur


Gegründet von Maharana Udai Singh, ist Udaipur das Juwel Mewars, ein Königreich, das von der Dynastie der Sisodias seit mehr als 1200 Jahren regiert wurde. Nach einem verheerenden Krieg mit den Mogul-Herrschern mussten sie ihre alte Hauptstadt Chittorgarh wegen ihrer ungünstigen Lage aufgeben und entschieden sich weiter im Süden in den schützenden Aravalli-Bergen zu siedeln. Auf Rat eines Weisens legten sie den Grundstein für ihre neue Hauptstadt an das Ufer des Pichola-Sees. Die neue Stadt bekam den Namen ihres Gründers Udai Singh – Udaipur.

Noch heute wird die Stadt von dem mächtigen Stadt-Palast, dem größten Palastkomplex Rajasthans, dominiert. Auf dem Rücken eines flachen Hügels gelegen ist er aus allen Richtungen sichtbar. Trotzig wie ein Bollwerk mutet es an. Die ersten Gebäude entstanden im Gründungsjahr um 1567, aber die folgenden Herrscher fügten zahlreiche Anbauten hinzu. Dennoch wirkt der Stadtpalast auf den ersten Blick überraschend einheitlich in seiner Erscheinung. Mit Auslaufen der Maharana-Herrschaft 1956 wurde der Palast aufgegeben. Heute beherbergt er ein Museum und zwei Luxushotels. Ausgenommen bescheiden dagegen wirkt der letzte verbleibende Teil für die Privatwohnung des Nachfahrens des letzten Königs aus. Ein nicht unerheblicher Teil der Einnahmen erfolgt durch „königliche Hochzeiten“, die in einem der Innenhöfe vor der Kulisse der sandsteinfarbenen Mauern, Türmchen und Glasmosaken ausgerichtet werden. Prominenter Gast war Liz Hurley, deren Ehe von ihrem reichen Inder jedoch nicht lange hielt.

Hochzeiten sind auch hier ein wichtiges Thema. Wenn, dann richtig traditionell. Die Hochzeitsvorbereitungen laufen über mindestens 3 Tage und beginnen mit dem Schmücken der Braut, die ihre Henna Bemalung, das Brautkleid und den Goldschmuck erhält. Das alles geschieht unter großer weiblicher Anteilnahme, mit Musik und Tanz. Männer verboten. Der Bräutigam wird am zweiten Tag eingekleidet. Das ist der Moment, an dem es auf der Straße laut wird. 
 
Lärm voraus: Jetzt wird es bunt!

Der "glückliche Bräutigam", die anderen entschlossen...


 Eine mobile Krachkapelle mit Blechblas- und Schlaginstrumenten zieht mit einem mobilen Generator durch die Gassen, aus dessen übergroße Lautsprecher mit Gesang untermalte schaurig schräge Musik durch die Straßen dröhnt. Ihnen folgt eine Schar ernst blickender Männer in westlichen Anzügen, Turban, Schnäuzer und Punkt auf der Stirn, in deren Mitte der Bräutigam auf einem prächtig aufgezäumten Schimmel mitgeführt wird. Dahinter folgen die Damen in bunten langen Saris. Die Gesellschaft wälzt sich mit dieser Klangmauer auf das Haus der Braut zu. Es ertönen Böllerschüsse, der letzte Versuch der Braut, das Unglück noch abzuwehren. Gegen Mitternacht wird dann das Ehegelübde gegeben. Der nachfolgende Tag gilt dem Fest der zigtausend Gäste. Dafür mietet man sich gerne eine Zeltstadt außerhalb der Stadt. Großer Wert wird auf eine lückenlose Bilddokumentation gelegt, so dass manch ausgedachter Hochzeitsspaß dem Posieren der Brautleute mit den Gästen geopfert wird. Abschließend muss die Braut noch zum Haus des Bräutigams gebracht werden, was gerne die Freundinnen erledigen.
All diese Szenen erleben wir zu unterschiedlichen Zeiten in den Altstadtgassen. Und nie schaut die Braut glücklich. Ob sie ihren Bräutigam kennenlernen durfte?


Traditionelles "Havelli"

 
 Waschfrauen am Gangua Ghat

 Brett zum Schlagen der Wäsche


Früher war Udaipur geschützt durch eine Stadtmauer die ringförmig um die Stadt herum gebaut war und elf Stadttore sowie eine Befestigungsanlage besaß. Von der Mauer sind heute nur noch einige Teilstücke sowie acht der ehemals elf Stadttore, die heute als Denkmäler geschützt sind, übrig. Die Stadt hat jedoch ihre einstige Begrenzung längst überwachsen und verfügt heute über circa 350.000 Einwohner. Vom Stadtpalast sieht man auf die Neustadt. Ich habe den Eindruck, dass am See und in der Altstadt der wahre Charme von Udaipur steckt. Hinter den Stadtmauern dagegen ist es eine beliebige laute und dreckige indische Kleinstadt…

Der See bietet für Udaipurs Waschfrauen Gelegenheit, ihre Wäsche zu waschen. Das erfolgt nach einem für diese Stadt spezifische Art und Weise. . Die Frauen hocken auf den Sutufen, seifen die Wäschestücke ein, legen sie zusammen und schlagen mit einem Brett den Dreck aus den Stücken. Andernorts wird die Wäsche auf einem Stein „ausgeschlagen“. Hier dagegen bedient man sich dieses Bretts. Noch bevor es hell wird, hört man die monotonen rhythmischen Schläge. Sie verfolgen den Besucher den ganzen Tag über bis gegen 17.30, wenn die Dämmerung einsetzt.. Nicht weit davon sitzen 2 Kühe auf einem kreisrunden Haufen von Exkrementen und beobachten die Szene gemächlich kauend.


 Drei starke Männer und ein Tiger

 In der Altstadt

 Bagore Ki Havelli

... im Innenhof

Bedezimmer mit verspiegelten Mosaiken

Gesellschaftsraum
Teil der Küche mit ornamentalem Wandfries

"Herrenraum"



Turbane haben in ihrer Form und Farbe eine besondere Bedeutung. Sie bezeichnen Stand oder Gewerk seines Trägers.



Abendstimmung über dem Lake Pichhola: Gleich wird erst der Bramahne seine Verse vortragen, zwei Minuten später folgen die Muezine der Stadt und um 18.45 fängt das Glockenschlagwerk im Hindutempel neben dem Ganguar Ghat an zu schlagen